Prepaid Tarife haben in der Regel keine monatlichen Fixkosten, wenn man die Grundtarife nutzt. Viele der Simkarten werden auch direkt so beworben. Allerdings haben Prepaid Angebote dann doch oft eine eingebaute Grundgebühr, auch wenn diese recht niedrig ausfällt. Viele Tarife müssen nämlich mehr oder weniger regelmäßig aufgeladen werden, damit die Sim nicht verfallen. Auf diese Weise muss man beispielsweise bei einigen Anbietern 10 Euro im Jahr (geringere Beträge sind oft nicht möglich) aufladen, damit die Sim nicht deaktiviert werden.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Zwangsaufladung bei Prepaid Sim Karten?
Diese Aufladungen, die man tätigen muss, damit die Prepaid Karte aktiv bleibt, nennt man Zwangsaufladungen, weil sie vom Anbieter erzwungen sind, wenn man den Dienst weiter nutzen will. Oft sind Kunden von diesen Regelungen überrascht, denn man findet sie meistens nur im Kleingedruckten, während die Sim selbst oft als kostenlos und ohne Grundgebühr beworben wird. Nachgelagerte Kosten wie die Zwangsaufladung sind daher vielen Verbrauchern nicht bewusst.
HINWEIS Die Zwangsaufladung bei Prepaid Karten ist keine automatisch durchgeführte Aufladung. Es entstehen dadurch also nicht automatisch Kosten. Stattdessen ist die Drohung, dass die Sim Karte deaktiviert wird, wenn keine Aufladung durchgeführt wird. Der Zwang besteht also darin, dass die Handytarife deaktiviert werden, wenn die Aufladung zu lange nicht getätigt wurde.
In diesem Zusammenhang gab es auch schon gerichtliche Klärungen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband ist beispielsweise gegen ALDI aktiv geworden, weil der Discounter die Sim mit „Kein Mindestumsatz“ beworben hatte, es aber dennoch Zwangsaufladungen gab, damit der Tarif länger aktiv genutzt werden konnte. Die Verbraucherzentrale war damit auch erfolgreich. Im Urteil des LG Essen gegen ALDI Talk heißt es beispielsweise zur Zwangsaufladung:
Die Beklagte wird verurteilt, es bei Meldung eines für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250.000,00 Euro, ersatzweise Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, diese zu vollstrecken an ihrem Vorstand, zu unterlassen, im Rahmen geschäftlicher Handlungen betreffend Mobilfunkverträge gegenüber Verbrauchern auf der Webseite unter der URL www.alditalk.de für den Tarif „Aldi Talk Basis-Prepaid-Tarif mit der Angabe „Kein Mindestumsatz“ zu werben bzw. werben zu lassen, wenn Verbraucher regelmäßig Guthaben aufladen müssen, um das erworbene Aktivitätszeitfenster, in dem bestehendes Guthaben für Telekommunikationsdienstleistungen genutzt werden kann, zu verlängern, um eine Deaktivierung der SIM-Karte zu verhindern, die eintritt, wenn Verbraucher nach Ablauf des Aktivitätszeitfensters innerhalb der daran anschließenden zweimonatigen Phase der passiven Erreichbarkeit keine Neuaufladung von Guthaben vornehmen, wenn dies geschieht, wie nachfolgend abgebildet.
Generell ist die Zwangsaufladung im Prepaid Bereich durchaus erlaubt, der Anbieter darf nur nicht so tun, als gäbe es überhaupt keine Kosten für die Simkarte. Prepaid ohne Grundgebühr ist damit weiter möglich, aber eben unter Umständen nur dann, wenn man die Sim durch eine jährliche oder auch zweijährliche Aufladung aktiv hält.
HINWEIS: Der Verfall und die Laufzeit von Prepaid Sim sind oft sehr unterschiedlich geregelt und die rechtlichen Rahmenbedingungen sind auch vergleichsweise komplex. Wir haben die Regelungen dazu hier zusammengefasst: Prepaid ohne Zwangsaufladung und mit langen Laufzeiten | Darf Prepaid Guthaben verfallen?
Ist die Zwangsaufladung rechtens?
Die Zwangsaufladung basiert auf dem Kündigungsrecht des Anbieters und ist daher nicht direkt zu beanstanden. Natürlich keine jeder Vertrag – und damit auch ein Prepaid Vertrag – von den Vertragsparteien wieder gekündigt werden. Dieses Recht haben nicht nur Verbraucher, sondern auch die Unternehmen.
Daher gibt es rein rechtlich auch wenig gegen diese Form der Aufladung einzuwenden: es ist ja keine direkt automatische Aufladung, sondern „nur“ eine Kündigung wegen Inaktivität und das ist natürlich ein Vertragsrecht, das kaum zu beanstanden ist. Es gibt lediglich die Pflicht, solche Kündigungen durch den Anbieter nach vorher bekannten Regeln durchzuführen. Daher sind diese Fristen in der Regel in den AGB mit erwähnt. Bei den Telekom Prepaid Tarifen heßt es beispielsweise:
Ein Vertragsverhältnis ohne Mindestvertragslaufzeit können Sie ohne
Einhaltung einer Frist kündigen. Von der Telekom kann das Vertrags-
verhältnis mit einer Frist von einem Monat gekündigt werden.
Im zweiten Satz ist damit das Recht der Kündigung auch für die Telekom als Anbieter geregelt. Auf diese Weise wird die Zwangsaufladung in einem vorher bekannten rechtlichen Rahmen gegossen und ist durch Gerichte kaum zu beanstanden.
Warum setzen Unternehmen auf Zwangsaufladungen bei Prepaid Sim?
Es gibt mehrere Gründe, warum Mobilfunkanbieter Zwangsaufladungen bei Prepaid-SIM-Karten verwenden:
1. Wirtschaftliche Gründe:
- Verhinderung von Missbrauch: Prepaid-Karten werden oft für illegale Aktivitäten wie Spam oder Betrug verwendet. Zwangsaufladungen können dazu beitragen, diese Aktivitäten zu reduzieren, da sie die Kosten für die Nutzung einer Prepaid-Karte erhöhen.
- Kostendeckung: Mobilfunkanbieter müssen die Kosten für die Bereitstellung von Prepaid-Diensten decken. Zwangsaufladungen helfen dabei, diese Kosten zu decken, da sie sicherstellen, dass alle Nutzer einen Beitrag leisten.
- Gewinnsteigerung: Zwangsaufladungen können auch dazu beitragen, den Gewinn von Mobilfunkanbietern zu steigern.
- Verhinderung von Identitätsdiebstahl: Prepaid-Karten werden oft für Identitätsdiebstahl verwendet, da sie anonym erworben werden können. Zwangsaufladungen können dazu beitragen, diesen Missbrauch zu reduzieren, da sie die Identifizierung der Nutzer erleichtern.
Zwangsaufladungen bei Prepaid-SIM-Karten haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Es ist wichtig, diese Vor- und Nachteile abzuwägen, bevor man sich für eine Prepaid-Karte entscheidet.
Eine Prepaid Simkarte ohne Laufzeit, die nicht verfällt
Natürlich gibt es auch Prepaid Tarife ohne Zwangsaufladung, aber eher wenige. Die beste Simkarte, die nicht verfällt findet man mittlerweile wieder im Prepaid Bereich, es gibt einige neue Entwicklungen, die dies möglich gemacht haben. Bisher gab es an der Stelle einen interessanten Congstar Tarif, aber diesen hat das Unternehmen mittlerweile eingestellt. Daher gibt es an der Stelle nur noch wenige Varianten, die ohne Aktivitätszeitfenster auskommen und alle sind angesiedelt im O2 Netz:
- Netzclub Prepaid Karte* (die Simkarten sind nach Aufladung mehrere Jahre nutzbar, einige Kunden berichten von 8 Jahren Guthaben-Gültigkeit)
Generell ist dies aber nur dann interessant, wenn man die Sim kaum nutzt. Wer regelmäßig Verbindungen aufbaut und daher auch immer wieder neues Guthaben nachladen muss, ist von kurzen oder langen Laufzeiten bei Prepaid Sim nicht betroffen.
So lange sind Sim Karten im Prepaid Bereich gültig
Die Prepaid Anbieter machen es Kunden nicht unbedingt leicht zu erfahren, wie lange die Sim und das Guthaben gültig sind. Anbieter im D1 Telekom Netz haben oft lange Laufzeiten von 1 bis 2 Jahren, Prepaid Sim im Vodafone Netz werden teilweise auch schneller gekündigt und im O2 Netz gibt es Prepaid Sim mit oft nur wenigen Wochen Laufzeit, aber auch Anbieter mit sehr langen Laufzeiten. Generell lohnt es sich, die Laufzeit von Guthaben und Sim beim eigenen Anbieter zu kennen:
- MagentaMobil Prepaid (Telekom): Die Telekom kündigt inaktive Simkarten nach etwa 23 bis 24 Monaten ohne Aufladung. im Vorfeld gibt es allerdings eine ganze Reihe von Ankündigungen. Diese sollte man ernst nehmen und die Sim aufladen, wenn man eine Kündigung verhindern möchte.
- Vodafone Callya: Die Callya Sim können durch eine Aufladung von 25 Euro mindestens 15 Monate aktiv gehalten werden. Lädt man weniger Guthaben auf, ist die Gültigkeit etwas geringer. Dazu kann man die Callya Prepaid Sim aktiv halten, wenn mindestens einmal in 90 Tagen eine kostenpflichtige Verbindung aufgebaut wird.
- O2 Prepaid: Bei O2 kann man die restliche Gültigkeit der Simkarten über die *102# abrufen. In der Regel ist die Sim 6 Monate gültig und jede Aufladung verlängert die Gültigkeit um weitere 6 Monate. Es reicht dabei ein Cent als Aufladebetrag um weitere 6 Monate frei zu schalten.
- ALDI Talk Prepaid: Bei den ALDI Prepaid Sim kann die Gültigkeit auf bis zu 24 Monate verlängert werden. Dafür müssen allerdings 30 Euro Guthaben aufgeladen werden. Für 15 Euro gibt es immerhin 12 Monate Gültigkeit. Mehr dazu: ALDI Talk Gültigkeit
- Congstar Prepaid: Congstar bietet im Prepaid Bereich eine Gültigkeit der Simkarten von 15 Monaten an. Es reicht also eine Aufladung innerhalb von 15 Monaten um die Simkarten aktiv zu halten.
- LIDL Connect Sim: Die LIDL Prepaid Tarife im Vodafone Handy-Netz sind nach jeder Aufladung 12 Monaten nutzbar. Danach werden sie für einen Monat inaktiv geschaltet und danach werden die Prepaid Handykarten deaktiviert. Jede Aufladung startet die 12 Monate Zeitfenster dabei neu.
- EDEKA Smart: Die Prepaid Tarife von EDEKA Smart können nach jeder Aufladung 15 Monate genutzt werden. In den FAQ schreibt dazu Unternehmen dazu: „Ihre EDEKA smart SIM-Karte wird von Seiten der Telekom Deutschland GmbH gekündigt, wenn Sie Ihre Karte innerhalb 15 Monaten oder mehr nicht aufgeladen haben. Wir empfehlen, Ihr Guthaben alle 12 Monate aufzuladen, um eine ungewollte Kündigung zu vermeiden.“
Mehr dazu: ALDI Prepaid Gültigkeit | EDEKA Smart Guthaben gültig | LIDL Connect Gültigkeit
FAQ rund um Prepaid Guthaben
Guthaben bei Prepaid Karten darf nicht mehr verfallen, Anbieter dürfen es aber dennoch inaktiv schalten und es nicht mehr für Gespräche und andere Dienste zulassen.
Prepaid Guthaben darf nicht mehr verfallen, es muss zumindest ausgezahlt werden (das gilt auch für inaktives Guthaben).
Ja, wenn es festgesetzte Regelungen für die Kündigung der Sim gibt, darf diese auch der Anbieter nutzen.
Derzeit bietet kein Anbieter komplett unbegrenztes Guthaben ohne jede Laufzeitbegrenzung an.
Die Auszahlung von Guthaben muss gebührenfrei erfolgen, mittlerweile gibt es Gerichtsurteile, die dies geklärt haben.
Bisher bietet nur Fonic diese Möglichkeit an. Bei allen anderen Prepaid Tarifen muss man kündigen um das Guthaben auszahlen zu lassen.
Ich begleite die Entwicklungen im Bereich der Telekommunikation und des Mobilfunks bereits seit 2006 und schreibt regelmäßig zu den Theme Handytarife, Smartphones, Allnet Flat und zu den anderen Bereichen, die mit dem Mobilfunk zusammenhängen. Ziel ist es dabei die Verbraucher möglichst einfach und dennoch umfassend über die Produkte auf dem Markt zu informieren und vor allem die neuen Entwicklungen verständlich zu beschreiben. Bei Problemen oder Fragen – einfach die Kommentare nutzen oder micht direkt anschreiben. Mehr zu mir und meinem Hintergrund: Wer schreibt hier?
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